Wie der Geist des Kapitalismus sich aus der protestantischen Ethik entwickelt, das hat Theodor Storm zwanzig Jahre vor Max Webers epochaler Untersuchung im „Schimmelreiter“ bereits am Beispiel des Deichbaupioniers Hauke Haien anschaulich gemacht. Im Strudel aus sozialer, abergläubischer und Naturgewalt zeigt Storm in seiner Erzählung, dass Epochenbrüche selten strahlende Erfolgsgeschichten sind, sondern Ablösungsprozesse mit brutalen Konsequenzen. Johan Simons’ düstere und repetitive Interpretation konzentriert sich auf diese Unverträglichkeit zweier Weltanschauungen: Die traditionelle Sicherheit ständig wiederholter Lebenszyklen und der technische Optimismus des Entrepreneurs, der seinen persönlichen Ehrgeiz befreit, werden wie geistige Mühlsteine aneinander gerieben, bis der bremsende den beschleunigten zerbricht. Es ist eine berührungslose Lebenswelt ohne Farbe, die Simons hier mit brillanten Schauspieler*innen als Rückschau auf eine Zeit inszeniert, die wie die Gegenwart vom Kampf zwischen Modernisierungsgewinner*innen und -verlierer*innen geprägt war.
Twenty years before Max Weber’s epochal analysis of how the spirit of capitalism originated in Protestant ethics, Theodor Storm had already exemplified this development in the character of the pioneering dyke builder, Hauke Haien. In a maelstrom of social, superstitious and natural violence, Storm demonstrates that transitions between eras are rarely glittering success stories, but instead detachment processes entailing brutal consequences. Johan Simons’ dark and repetitive interpretation focuses on this incompatibility between two ideologies: The traditional security of permanently repeated life-cycles and the technical optimism of an entrepreneur who has liberated his personal ambition grind each other down like mental millstones, until the decelerator breaks the accelerator. With a cast of brilliant actors, Simons sketches a world with no touch or colour – a review of a time which, like our present days, was shaped by the conflict between those who profit from modernisation and those who lose.